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Rasant geht anders: Eine Fahrt mit dem „Roten Blitz“
Der sogenannte „Rote Blitz“ ist eine Touristenattraktion auf Mallorca. Doch rasant geht anders. Die Bezeichnung ist irreführend, denn von einer blitzschnellen Fahrt ist die historische Schmalspurbahn so weit entfernt wie die Höchstgeschwindigkeit einer Vespa von der eines Formel-1-Rennwagens.
Dessen ungeachtet genießt eine Fahrt mit dem „Roten Blitz“ große Popularität, denn Triebwagen und Waggons zuckeln bereits seit mehr als 100 Jahren durch die Inselmitte und das Tramuntana-Gebirge.
Eisenbahnromantik pur mit dem Tren de Sóller
Mallorca ist kein Mekka für Eisenbahn-Fans. Auf der Baleareninsel existieren nur zwei Bahnverbindungen, die jeweils in der Inselhauptstadt Palma de Mallorca beginnen bzw. enden: Palma-Inca und Palma-Manacor. So weit, so unspektakulär, gäbe es nicht den berühmten Tren des Sóller, der seit über 100 Jahren das Tramuntana-Gebirge passiert und in vielen Reiseführern als „Roter Blitz“ bezeichnet wird. Eine Fahrt mit dem Nostalgiezug dürfen Sie sich nicht entgehen lassen, wenn Sie ein Ferienhaus auf Mallorca im Nordwesten der Insel gemietet haben.
Auf einer Fahrt von Palma nach Sóller erwartet Sie Eisenbahnromantik pur. Die historischen Holzwaggons werden seit ihrer ersten Fahrt im Jahr 1912 gepflegt und ständig restauriert. Auf den Holzbänken mit Lederbezug lässt sich die einstündige Fahrt durch Mallorcas Inselmitte bei geöffnetem oder geschlossenem Fenster genießen. Die alten Messingleuchten im Inneren versprühen den Charme der Gründerzeit. Sie verbreiten ein gemütliches Licht beim Passieren von einem der 13 Tunnel auf der Strecke.
E-Lok statt Dampfross
Die erste Lokomotive, die auf der Strecke Palma-Sóller eingesetzt wurde, war eine 1891 in England hergestellte Dampflok mit der Bezeichnung 020T. Insgesamt vier Loks wurden nach und nach in Betrieb genommen. Doch die Verwendung von Dampfloks erwies sich schon bald als Nachteil. Da die Eisenbahn unterwegs 13 Tunnel zu passieren hatte, kam es zu einer starken Ruß- und Rauchentwicklung. Aus diesem Grund wurde die gesamte Strecke im Jahr 1929 elektrifiziert. Die Dampflokomotiven wurden durch Triebwagen der Firma Siemens Schluckert ersetzt. Sie sind noch heute im Einsatz und komplettieren die nostalgische Eisenbahn mit den alten Holzwaggons.
Video: Reise Tipp: Mallorca - Zugfahrt nach Sóller
Streckenverlauf von Palma nach Sóller
Eine Fahrt mit dem „Roten Blitz“ beginnt am Bahnhof an der Placa Espanya in der Inselhauptstadt Palma de Mallorca. Ein Pfiff kündigt den Start an. Zunächst rumpelt der Nostalgiezug durch die Vororte von Palma, passiert anschließend ein Industriegebiet und erreicht schließlich die mallorquinische Landschaft im Inselinneren. Mandelbaumplantagen und Zitronenhaine gleiten auf der Fahrt durch die Ebene vorbei.
Der erste Stopp erfolgt in Son Sardina. Es folgen weitere Haltepunkte in winzigen Ortschaften. Ein längerer Aufenthalt erwartet Sie in Bunyola. Auf einer Höhe von bis auf 200 m über dem Meeresspiegel hat sich die Eisenbahn bereits hinauf gequält. Hinter Bunyola geht es in die Bergregion der Serra de Tramuntana. Mallorcas höchster Gebirgszug wurde im Jahr 2011 in die Liste des UNESCO-Weltnaturerbes aufgenommen.
13 Tunnel und mehrere Viadukte überquert die elektrische Eisenbahn. An den Berghängen grasen Schafe. Der längste Tunnel trägt den Namen Túnel Major und ist knapp drei Kilometer lang. Einen zehnminütigen Fotostopp legt der „Rote Blitz“ am Aussichtspunkt Mirador del Pujol d'en Banya ein. Von dort haben Sie einen überwältigenden Blick auf das Städtchen Sóller, das mitten im sogenannten „Tal des Goldes“ liegt. Es folgt das Viadukt Cinc Ponts mit seinen fünf Rundbögen und nach kurzer Zeit hat der Zug den Bahnhof von Sóller erreicht.
Vom Orangenexpress zur Touristenattraktion
Die Bahnverbindung zwischen Palma und Sóller existiert seit 1912. Für die knapp 28 km lange Strecke benötigt der „Rote Blitz“ eine knappe Stunde. Ursprünglich wurde die Bahntrasse gebaut, um eine schnellere Verbindung zwischen den Orten im Tramuntana-Gebirge und der mallorquinischen Hauptstadt herzustellen. Das „Tal des Goldes“ ist ein ertragreiches Anbaugebiet für Oliven und Orangen. Vor der Eröffnung der Bahntrasse mussten die Waren mit Eselskarren durch das Gebirge oder per Schiff transportiert werden, was nicht selten mehr als einen ganzen Tag in Anspruch nahm. Die Bahn verkürzte den Transportweg erheblich.
Bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts konnte die Strecke wirtschaftlich betrieben werden. Mit der Zunahme des Güterkraftverkehrs auf der Straße verlor sie jedoch an Bedeutung und der unrentablen Eisenbahnstrecke drohte das Ende. Erst die Idee, aus dem historischen Zug eine Touristenattraktion zu machen, brachte die wirtschaftliche Wende. 2019 wurde in Brüssel der Antrag gestellt, den Tren de Sóller in die Federal of Museum & Tourist Railway aufzunehmen. Ein Jahr später wurde der Antrag genehmigt und Mallorca verfügt seither über einen eigenen Museumszug.